Warum ich gerne evangelisch bin
von Gerhard Wendler
Weil meine Kirche…
- schriftbezogen ist.
- Sie lässt sich immer wieder vom Wort Gottes anreden
und zu neuen Antworten führen. Das war im Großen so, bei Luthers
Turmerlebnis, der Auslegung des Römerbriefs durch Karl Barth oder der der
Barmer Theologischen Erklärung. Das ist auch im Kleinen zu spüren, etwa
bei der Neuinterpretation der Frauenrolle in der Kirche.
- weltbezogen ist.
- Egon Bahrs Thesen zur neuen Ostpolitik wurden in einer
evangelischen Akademie erstmals diskutiert, die Ostdenkschrift stand am
Anfang eines völlig neuen Denkens und Handelns gegenüber Osteuropa und
endete in der Wiedervereinigung. Ich hätte mir gewünscht, dass die
Sozialdenkschrift 1997 eine ähnlich starke Wirkung entfaltet.
- menschenfreundlich ist.
- Die “Freiheit des Christenmenschen” nimmt den
Gedanken des befreienden Gottes auf, sei es aus der Sklaverei in Ägypten,
sei es aus den bedrückenden Bindungen unserer Zeit, etwa der
überbordenden Ökonomisierung.
- diakonisch ist.
- “Diakonie ist eine notwendige Lebensäußerung der Kirche”
sagte die Synode schon 1947, das heisst, ohne Diakonie zu praktizieren
hält diese Kirche sich selbst für tot.
- ökumenisch ist.
- Sie ist einladend zu allen anderen Bekenntnissen und
offen für Gespräche und gegenseitiges Lernen, wenn Minimalanforderungen
(eine Taufe) gewahrt bleiben.
- gemeindebezogen ist.
- Das zeigt sich deutlich an der Besetzung der
Pfarrstellen, bei denen die Gemeinden ein deutliches Wort mitreden.
- ohne Starallüren auskommt.
- Und wenn sie mal Stars produziert, dann haben
diese nicht die zentrale Macht, die ihnen anderwärtrs zukommt. So kann
ich mich an manchen freuen (Margot Käßmann, Dietrich Bonhoeffer) und
die, die mich nerven beiseitelassen (…).